Mit dem Schlagwort der "bürgerlichen Verbesserung" der Juden zielte man auf die Hebung von deren sozialen Verhältnissen, verband damit aber zugleich erzieherische Maßnahmen. In merkantilistischer Denkweise wurden die Säulen der Volkswirtschaft und des Wohlstandes nämlich in der Landwirtschaft und dem produktiven Zweig des Handwerks gesehen, dagegen bewertete man den von den Juden betriebenen Handel und das Kreditwesen negativ. Indem man Juden den Zugang zu Landwirtschaft und Handwerk eröffnete, beabsichtigte man, ihren Wohlstand zu fördern, gleichzeitig sollten sie von Geschäften, dem ihnen unterstellten „Wucher“ und dem „Schachern“ abgebracht und zu moralisch wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden.
Die Kasseler Regierung greift in ihrem Gutachten seit der Aufklärung geführte Diskussionen um die sog. bürgerliche Verbesserung der Juden auf und setzt sich mit der Gleichstellungspolitik anderer deutscher Staaten auseinander. Sie kommt zu dem Schluss, dass die jüdische Religion in ethischer Hinsicht der christlichen in nichts nachsteht und dass die „Verdorbenheit“ der Juden in ihren sozialen Verhältnissen wurzelt, welche daher dringend einer „Verbesserung“ bedürfen. Trotz ihrer aufgeklärten Analyse und empathischen Haltung formuliert sie die Rechte einschränkende Empfehlungen.
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