Von der sächsischen Grenze werden die preußischen Truppen weiter nach Südosten gegen Österreich geführt. Fritz Ludwig aus Niederkleen schreibt 2 Tage vor der Entscheidungsschlacht bei Königgrätz an seine Eltern einen Brief:
Smikar, den 1ten Juli 1866
Liebe Eltern!
Es ist gerade Sonntag, wo ich an Euch schreibe, um dieselbe Zeit, wo Ihr wahrscheinlich in der Kirche sitzt und das Wort Gottes Hört, wo ich so manchmal um dieselbe Zeit gesessen habe und mit Euch gesungen und gebetet habe. Ach, könnt’ ich doch wieder in der stillen Kirche sitzen, wo ich manchmal so ungerne hinein ging und Ihr mich antreiben mußtet, statt in der weiten Welt herumzulaufen.
Doch die Zeiten kommen hoffentlich auch wieder besser als sie jetzt sind, denn jetzt sind sie sehr schlecht, weil Alles ausgefressen ist vom Feinde, und wir manchmal in drei Tagen kein Brot zu Essen bekommen, und dann noch [einen] tüchtigen Marschtage dabei haben.
Wir sind jetzt im Slawischen, wo man keinen Menschen verstehen kann, und für sein Geld noch nichts zu kaufen kriegt, wenn man es gern doppelt bezahlt.
Wir haben jetzt schon drei Gefechte gehabt, von welchen das letzte eher einer Schlacht als einem Gefecht glich, denn die Österreicher hatten sehr viele Tote und Verwundete und Gefangene. Von unserem Bataillon ist nur einer gestorben, von der 4ten Kompanie [gab es] 4 Verwundete, bei welchem auch der Ludwig, dem Bierbrauer sein Sohn von Großrechtenbach ist, welcher einen Schuß durch die Oberlippe hat, so daß ihm wahrscheinlich die Sprache geraubt ist.
Es ist ein wahrer Spaß, wie die Österreicher vor uns herlaufen, denn sie können sich gar nicht halten gegen uns Jäger, welches auch schon Gefangene von ihnen gesagt haben, „wenn die mit den schwarzen Hüten mit dem weißen Ding drauf kämen...“.
Ich habe bis jetzt noch keinen Schuß getan, weil ich immer beim Südgang bin, welches die meiste Zeit hinten ist.
Das Volk ist sehr boshaft gegen uns, so zum Beispiel hatten sie eine Branntweinfabrik angesteckt, in welcher viele von den 33 lagen, welche teils ver-brannt sind.
Weiter weiß ich Euch nichts zu schreiben, nur muß ich bemerken, daß ich den ersten Geldbrief noch nicht erhalten habe, er wird aber doch bald nachkommen.
Grüßt mir alle Verwandte, Freunde und Bekannte, und in der Hoffnung, daß dieser Brief Euch bei guter Gesundheit antreffen wird,
verbleibe ich Euer Sohn Fritz
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