Johannes Cochläus, Antwort auf Luthers Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern”, Juli/August 1525
Johannes Cochläus (1479-1552), katholischer Theologe und erbitterter Gegener Luthers, Berater des päpstlichen Nuntius und auf dem Augsburger Reichstag 1530 an der Ausarbeitung der Confutatio Augustana gegen die Augsburger Konfession beteiligt.
Luther - Ursache allen Aufruhrs
Dass aber der gemeine Mann allenthalben in Oberdeutschland, ausgenommen Bayern und Österreich, also tobt und aufrührerisch ist, das kommt eigentlich aus deinem falschen und aufrührerischen Evangelium, denn ehe du geschrieben hast, sind die Bauern still gehorsam und gottesfürchtig gewesen. Aber deine höchst aufrührerischen Bücher bringen mit Hilfe deiner Gesellen, die in täglichen Predigten gegen Mönche und Pfaffen das gute, einfältige Volk gereizt haben, uns Deutsche in solche Schande, solchen Schaden, Jammer und ewiges Verderben. Ihr habt dem armen Volk so lange und so heftig vorgepredigt und fälschlich von Gottes Wort und christlicher Freiheit vorgeschrieben, bis dass ihr es gar tobend und unsinnig gemacht habt [...]
Falsche Freiheit Luthers
Falscher Sinn ist nicht so viel bei dem schlechten und einfältigen Volk wie bei euch meineidigen Ehemönchen und abtrünningen Pfaffen, so ihr das arme, ungelehrte Volk durch vielen Anschein der Schrift mit listigem und trügerischem Auslegen auf die falsche Freiheit der Taufe so weit gebracht habt, dass es vermeint, so wir alle Brüder in Christo seien durch die Taufe, dass alle Dinge unter uns sollen gleich sein [...]
Wie schädlich Luther ist
Nun hast du gewonnen, hast dem Teufel mehr als 100000 Bauern (o des Jammers und Elends!) mit Leib und Seele übergeben, hast Witwen und Waisen ohne Zahl gemacht, hast das arme Volk zuvor mit vielen unnützen und schädlichen Büchern um mehr Geld gebracht, als es alle Ablasskrämer, wie du sie nennst, in 20 oder 30 Jahren getan haben. Du hast diesen Aufruhr ins Land gebracht, durch den die Fürsten mitsamt ihren Untertanen in unermeßlichen Schaden geführt worden sind [...]
Luther ist viel schädlicher als Müntzer
Du hast tausendmal mehr Schaden und Verführung und Empörung im Volk getan und erregt als der Müntzer. Wieso? Also: Müntzer hat allein in Thüringen rumort, du hast alle Lande deutscher Nation voll Rumors gemacht. Müntzer hat nicht lange einen Namen im Volk gehabt, wie du nun schon länger als 7 Jahre alles Volk zweifelnd und nachdenklich gemacht hast... An Müntzers Schreiben allein hätte sich niemand gekehrt auch in Thüringen, wenn deine Bücher nicht wären vorhergelaufen, denn Müntzer redet und schreibt nicht anders als ein Narr und unsinniger Mensch, der mehr zu belachen als zu beachten gewesen wäre, wenn deine Bücher seinem Vorhaben nicht zuvor den Weg bereitet hätten [...]
Luthers Rat ist blutsüchtig
Dass du aber hier sprichst, man soll dreinschlagen, solange sich eine Ader rege, das hat dir wahrlich nicht Christus oder der Heilige Geist eingegeben, sondern Satan, der alte Mörder. Es sind dir auch gottlob die Fürsten darin nicht gefolgt, sondern haben das arme Volk lieber auf Gnade und Ungnade aufgenommen, sobald es sich ergeben hat, und daraus nur den kleinsten Teil enthaupten lassen. Aber deinem teuflischen Rat nach hätte man alles Volk im Streit ohne Reue und Beichte zum Teufel schicken müssen [...]
Luther sollte als erster des Todes gewesen sein
Es wäre erstlich viel besser, ehrlicher und göttlicher gewesen, man hätte dich, so du aller Haufen und Rotten die erste und größte Ursache bist, nach kaiserlichem Befehl als einen gebannten und verdammten Ketzer wie einen rasenden Hund totgeschlagen [...] Zum anderen, dass man Recht und Billigkeit den armen Leuten nicht abschlüge [...] Zum dritten, dass man unterschieden habe unter den einfältigen und rechtschuldigen Leuten, wie denn die Fürsten treulich getan haben, nicht nach deinem blutsüchtigen Rat, dass sie sollten in die Haufen schlagen, solange sich eine Ader im Leib rege, sondern sobald sich der Haufen ergeben hat, haben sie die Rechtschuldigen zum Schwert verurteilt, die anderen gefangen und gestraft einesteils an ihrem Leib, anderenteils an ihrem Gut. Das ist ehrlicher, leidlicher und göttlicher als der Rat deines Blutbüchleins.
Zitiert nach: Joachim Kettel u. Paul Wietzorek, Der Deutsche Bauernkrieg 1524-1526, Stuttgart 1983, S. 89-92
Anfragen zu Reproduktionen in hoher Auflösung und druckfähige Vorlagen erhalten Sie von der unter Bestand/Sign. genannten Einrichtung.