Wetzlar, den 6ten Mai 1866
Liebe Eltern!
Zum ersten Mal ergreife ich die Feder, um nach Hause zu Euch zu schreiben, und das wird in diesem Jahre noch mehr wie einmal geschehen, denn wir werden jetzt ausrücken, und Gott weiß, wo wir jetzt hinkommen. Gestern Abend um 10 Uhr ist noch eine Depesche gekommen, nach welcher das 8. Armee-Korps mobil ist, und am 11ten rücken wir aus, wenn bis dahin noch nichts weiter bestimmt ist.
Ich bitte Euch daher, liebe Eltern, sobald als nur möglich zu mir zu kommen, meine Sachen zu holen, und ein Hand- und ein paar Fußlappen mitzubringen. Auch muß ich jetzt Geld haben, und das nicht so wenig, denn ich hab jetzt noch viel zu kaufen.
In zwei Tagen müssen alle Reserven hier sein.
Es kann leicht möglich sein, daß ich Niederkleen nicht mehr sehen werde, denn an ein nach Hause (zu) gehen, ist nicht mehr zu denken. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, und an Ruhe ist nicht mehr zu denken.
Grüßt mit alle Verwandte und Freunde zu Hause. In der Hoffnung Euch und meine liebe Großmutter bald wiederzusehen, verbleibe ich Euer Sohn Fritz.
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