Landgraf Philipp von Hessen an Melanchthon,
1556 Oktober 29
Philips von gots gnaden landgrave zu Hessen grave zu Catzenelnbogen
Unsern gnedigen grus zuvor, wirdiger und hochgelarter lieber besonder. Es ist der auch wirdig und hochgelarte Joannes a Lasco alhie bey uns ankommen und uns undertheniglichen berichtet und zu erkennen gegeben,. das er von etzlichen tapfern und trefflichen polonischen hern sich in Polen, welchs sein vaterland ist, zu begeben und daselbst unsere ware christliche religion anzustiften. erfordert worden sey, wie ihr von ime nach der lenge weiter vornehmen werdet. Nachdem wir nun solliche erforderung von gemelten polonischen hern aus christlichem gutten eifer bescheen sey und dann dissen Joannem a Lasco vor einen gelerten vortrefflichen man und einen reinen bestendigen lehrer des gotlichen worts achten, er uns auch undertheniglichen gebetten, das wir inen an euch verschreiben wolten, das ime zu fortreibung sollichs christlichen werks durch euch gutte befurderung erzeigt werden muge, und wir dann wissen, das ihr an euch die ware christliche religion erbreitern zu helfen keinen moglichen menschlichen vleis erwinden zu lassen geneigt seiet, so solt unsers erachtens nutz und gut sein, wie wir dann auch hiemit an euch gnediglichen begeren wollen, das irr uch notturftiglich mit im underredet und dissem gutten herren ratet wie die forderung der ewangelischen lere in Pollen am besten wird getriben werden, und darnach mit itztgerurtem Joanne a Lasco zu dem hochgebornen fursten unserm freuntlichen lieben vettern, schwager und brudern, herzog Augusto zu Sachsen churfursten geritten hettet und bey s. 1. neben ime mit vleys bearbeytetet, das s. 1. zu pflanzung und aufkomung berurter unser christlichen waren religion in Pollen alle christliche und mugliche befurderung thun helfen wolten, wie wir s. 1. d a r z u das zu erweiterung der augsburgischen confession dienet, geneigt wissen, wir auch deshalben s. 1. bey vielgedachtem Joanne a Lasco insonderheit geschrieben und gebeten haben. Darzu woll Gott der here sein gnade geben. Das haben wir euch christlicher gut-herziger meinung unangezeigt nit lassen wollen. Zweifeln nit irr euern von got begabten verstand dem besser dan wir schreiben nachdenken und ins werk bringen werdet. Euch und den euern zu gnaden seind wir geneigt.
Dat. Spangenbergk am 29. Octobris anno 56.
An Melanthonem.
[Melanchthons Antwort hierauf steht im Corpus Reformatorum VIII 911]
Franz Gundlach, Nachträge zum Briefwechsel des Landgrafen Philipp mit Luther und Melanchton, in: 1504-1904. Festschrift zum Gedächtnis Philipps des Grossmütigen, Kassel 1904, Dok. 18, S. 84-85
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