Robert Barnes, 1495 - 1540 (Kurzbiographie)
Robert Barnes wurde 1495 nahe Norwich geboren. Bereits als Kind trat er in den Orden der Augustinereremiten ein und erhielt dort seine erste schulische Ausbildung, woraufhin er sein Studium an der Universität von Cambridge antrat. 1521 oder 1522 kam er nach Löwen, wo er sehr wahrscheinlich Patrick Hamilton, der dort zur selben Zeit studierte, kennenlernte. 1523 kehrte er zurück nach Cambridge und erhielt die Würde des Doktortitels der Theologie. In dieser Zeit begab sich Robert Barnes in reformbedachte theologische Kreisem, die stark von Luthers Lehren beeinflusst waren. Am 24. Dezember 1525 hielt er eine Predigt in Cambridge, welche eine lutherische Auslegung der Bibel propagierte, Kritik am Reichtum des englischen Klerus übte und bewusst die Gebete an die Mutter Gottes und für die Verstorbenen ausließ. Daraufhin wurde Barnes, der sich bereits vorher durch seinen akademischen Erfolg und reformbedachte Lehren Feinde gemacht hatte, der Häresie angeklagt. Barnes verweigerte den Widerruf und wurde nach London gebracht, um dort 1526 von Kardinal Wolsey verhört zu werden. Unter Androhung der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen wurde er schließlich zum Widerruf genötigt. Im darauffolgenden Hausarrest im Augustinereremitenkonvent in London setzte Barnes seine reformatorischen Aktivitäten fort, u.a. der Teilnahme am Handel von ketzerischen Büchern. Als Folge wurde er nach Northampton verlegt und eine Hinrichtung seitens der kirchlichen Behörden in Betracht gezogen, der Barnes sich allerdings durch die Flucht Ende 1528 oder Anfang 1529 entziehen konnte. Nach einem längeren Aufenthalt in Lübeck reiste er 1530 nach Wittenberg, knüpfte Kontakte mit wichtigen Lutheranern, wohnte sogar einige Zeit bei Martin Luther selbst und verfasste vermutlich dort die erste Version seiner "Supplication unto Henry VIII". Der "Vitae Romanorum Pontificum" von 1535 und "Bekenntnis des Glaubens" 1540 fügte Martin Luther jeweils ein eigenes Vorwort bei.
Da Heinrich VIII in der Folgezeit eine Annäherung an die deutschen Lutheraner und den Schmalkaldischen Bund suchte, setzte eine kurze Periode der vorübergehenden Toleranz ein und Barnes wurde die Rückkehr nach England genehmigt. Durch seine exzellenten Kontake wurde Barnes 1535 und 1539 als Diplomat des Königs zu Verhandlung mit dem Schmalkaldischen Bund nach Deutschland geschickt. Infolge des Scheiterns der Verhandlungen und der Verschärfung der Machtkämpfe innerhalb der englischen Kirche zwischen Reformern und Konservativen, wurde Barnes am 30. Juli 1540 als lutherischer Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.1
Autor: Alexander Debney
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1 Beiergrößlein, Katharina. Robert Barnes, England und der Schmalkaldische Bund (1530-1540). Heidelberg, 2011. S. 24-41
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